Ratgeber: Worauf man bei gebrauchten Wohnmobilen achten sollte

Urlaubsreisen und Kurztrips mit dem eigenen Wohnmobil sind nach wie vor äußerst beliebt. Kein Wunder, versprechen sie doch Natur pur und größtmögliche Freiheit unterwegs, und dennoch Komfort wie Zuhause. Anhalten und übernachten, (beinahe) wo man will, auf Achse und trotzdem daheim sein, das reizt immer mehr Deutsche. Jedoch reichen die finanziellen Möglichkeiten nicht immer für ein neues Fahrzeug aus, und mancher möchte auch erst einmal mit einem gebrauchten Mobil ausprobieren, ob ihm diese Art des Urlaubs überhaupt dauerhaft zusagt. Beim Kauf eines gebrauchten Reisemobils gibt es einiges zu beachten, damit der Erwerb nicht zum Alptraum wird.

Ein neues Reisemobil ist, je nach Basisfahrzeug, Größe und Ausstattung, ab etwa 40 000 Euro zu haben. Nach oben ist dem finanziellen Aufwand beinahe keine Grenze gesetzt. Mit einem Gebraucht-Fahrzeug kommt man natürlich günstiger weg. Die Preise starten schon bei rund 3000 Euro. Für diesen „schmalen“ Kurs gibt es aber fast ausschließlich abgerissene Bastelbuden aus den 1980er-Jahren. Die sind eher ein Fall für handwerklich ausgesprochen begabte Schrauber mit entsprechender Werkzeugausrüstung und Geduld.

Gebrauchtes WohnmobilSchon bei der Auswahl eines gebrauchten Wohnmobils gibt es, ähnlich wie beim Neukauf, einige Fragen zu klären: Wie viele Schlafplätze und mit Sicherheitsgurt versehene Sitzplätze muss das Fahrzeug aufweisen? Wie soll der Grundriß ausschauen? Geht es eher im Sommer oder auch im Winter in den Urlaub? Muss eine Nasszelle an Bord sein? Soll es ein kompakter, ausgebauter Kastenwagen sein, der auch für den Einsatz im Alltag taugt? Darf es ein garagentaugliches Aufstelldach oder doch lieber Hochdach, das jederzeit Stehhöhe bietet, sein? Oder vielleicht eher ein familientaugliches Alkoven-Modell, das in der Ausbuchtung über dem Fahrerhaus zwei Schlafplätze für den mitreisenden Nachwuchs bietet? Oder darf es ein schnittiger Teilintegrierter sein, das schon beinahe klassische Mobil für ein reisendes Paar? Oder doch lieber ein Integrierter mit durchgängigem Wohnaufbau, der charakteristisch großen Windschutzscheibe und meist üppigem Platzangebot? Oder soll es ein etwas ausgefallenes Modell sein, vielleicht ein Pick-up mit absetzbarer Wohnkabine?

Auch die Führerscheinfrage will vorab geklärt sein. Mit einem alten „Dreier“ darf man noch Wohnmobile bis zu einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen fahren, bei den neueren Varianten B und BE ist bereits bei 3,5 Tonnen Schicht im Schacht. Und dann ist da natürlich noch die Frage des zur Verfügung stehenden Budgets.

Gebrauchte Wohnmobile finden sich auf den Höfen der Fachhändler, im Kleinanzeigenteil von Tageszeitungen und Fachmagazinen sowie im Internet in den bekannten Automobil-Börsen. Hilfreich bei den Internet-Inseraten sind die unterschiedlichen Optionen, nach denen vorsortiert werden kann, wie etwa die Punkte Basisfahrzeug, Leistung, Entfernung zum Wohnort oder Preis. Wer bereits halbwegs klare Vorstellungen von seinem Wunschmobil hat, dürfte recht rasch fündig werden. Dann steht die Besichtigung an, denn einen „Blind-Kauf“ könnte man später sehr bereuen. Anschauen ist Pflicht, soll es kein böses Erwachen nach dem Kauf geben. Vier Augen sehen mehr als zwei, und es kann sicher nicht schaden, einen guten Freund mitzunehmen, der sich idealerweise noch etwas auskennt. Grundsätzlich gilt, dass Wohnmobile aus privater Hand nicht unbedingt billiger sein müssen als solche vom Händler. Für letzteren spricht, dass er zwölf Monate Gewährleistung einräumen muss. Ein hoher Kilometerstand ist nicht unbedingt von Nachteil, wenn das Fahrzeug regelmäßig und nachweisbar gewartet wurde. Ein durchgängig ausgefülltes Serviceheft ist der Beleg dafür.

Gebrauchtes WohnmobilEin erster Rundgang führt um das Fahrzeug mit einem besonderen Blick auf die Übergänge zwischen Wand und Boden bzw. Dach und auf eventuelle Unfallschäden, Beulen oder ausgebesserte Stellen. Denn hier kann bei Schäden Regenwasser eindringen und erhebliche Schäden verursachen. Achten sollte man auch auf die Beleuchtungsanlage, Scheinwerfer und Rücklichter sollten trocken sein, eine Funktionsprobe von Abblend- und Fernlicht, Blinkern und Rück- sowie Bremslicht sorgt für sichere Fahrt. Anbauteile wie Heck- oder Fahrradträger sollten sicher verankert und gut abgedichtet sein, die Reifen die erforderliche Mindestprofiltiefe aufweisen und nicht älter als fünf, sechs Jahre sein. Wenn möglich, ist auch ein Blick aufs Dach ratsam. Sind Sat- und Solaranlage ordentlich befestigt, die Durchbrüche in den Innenraum und auch die Dachluken ordentlich abgedichtet? Das Basisfahrzeug und sein Unterboden sollten rostfrei sein.

Nach diesen ersten Kontrollen geht es in die gute Stube. Wenn es hier moderig, dumpf oder muffig riecht ist Vorsicht geboten. Unangenehme Gerüche sind meist ein Zeichen für Undichtigkeiten, und deren Ursachen sind nicht immer leicht zu finden – und oft nur teuer zu beheben. Faulige Stellen lassen sich bei Aufbauten mit Holz manchmal durch eine Druckprobe mit dem Daumen ertasten. Verräterisch sind auch Wasserränder, etwa in den Stauschränken oder auf dem Bodenbelag. Über die Jahre können Fensterdichtungen porös werden, ihnen sollte man daher ebenfalls wenig Augenmerk schenken.

Einem Funktionscheck unterwerfen sollte man alle technischen Einbauten wie Warmwasser-Boiler, Kocher, Kühlschrank, Heizung und die Wasseranlage in Küche und Nasszelle, außerdem Sat- und TV-Anlage sowie – sofern vorhanden – Rückfahr-System und -Kamera. Falls der Frischwassertank über eine Reinigungsöffnung verfügt, lohnt ein kurzer Blick ins Innere, denn er gibt im Wortsinne einen Einblick in den Pflegezustand des Fahrzeugs. Grünliche und schmierige Tanks und Wasserleitungen mit Ablagerungen sind kein Zeichen guter und regelmäßiger Pflege durch den Vorbesitzer.

Dass alle Einbauten und Möbel gut verankert und schimmelfrei sein sollten, versteht sich von selbst. Der allgemeine Zustand des Möbelbaus lässt Rückschlüsse auf den sorgsamen Umgang des Vor-Campers mit seinem Mobil zu. Unter bunten Aufklebern im Wohnraum lauern manchmal Schäden. Klappen und Türen müssen schließen, die Beschläge und Scharniere sollten nicht ausgeleiert oder defekt sein.

Gebrauchtes WohnmobilEine Probefahrt vor dem Kauf ist natürlich Pflicht. Der Motor soll auch im kalten Zustand einwandfrei starten und im Leerlauf nicht qualmen. Das Getriebe muss einwandfrei und ohne heulende Gänge zu schalten sein. Wenn das Fahrzeug zu einer Seite zieht, stimmt vermutlich mit Fahrwerk oder Lenkung etwas nicht. Wie reagiert das Lenkrad, zeigt es ungewöhnliche Vibrationen in Fahrt? Bleibt der Wagen bei einem kontrollierten Bremstest (den nachfolgenden Verkehr beachten) sauber in der Spur oder gibt es Auffälligkeiten? Beim Einparken lassen sich Geräusche, die vom Antriebsstrang oder der Lenkung kommen, gut hören. Auf korrekte Funktion zu prüfen wären dann noch die Scheibenwischer, Lüftung und Klimaanlage, Radio, CD- oder MP3Player. Oft fallen hier Defekte erst nach Wochen im Alltagsbetrieb auf.

Zum Schluss ist ein Blick in die Papiere unverzichtbar. Wie lange gelten Hauptuntersuchung und Gasdichtigkeitsprüfung noch? Frisch absolvierte Prüfungen und gültige Nachweise sprechen für das Fahrzeug. Ein lückenlos geführtes Scheckheft ist von Vorteil, und unverzichtbar bei einer vom Hersteller gewährten Dichtigkeitsgarantie. An Bord sein müssen alle Betriebs- udn Bedienungsanleitungen der installierten Technik, auch und gerade vom Wohnbereich.

Nicht unbedingt trauen sollten man den Angaben zum Leergewicht in den Fahrzeugpapieren. Nachträgliche An- und Einbauten wie TV, Sat-Anlage, Gepäck- oder Fahrradträger erhöhen es. Nur eine Waage bringt Aufschluß über das tatsächliche Fahrzeuggewicht. Vom zulässigen Gesamtgewicht abgezogen ergibt die Differenz die mögliche Zuladung.

Sind alle Punkte geklärt und die Prüfung zur Zufriedenheit ausgefallen, steht einem Kauf nichts mehr im Wege. Bargeld sollte nur im Tausch gegen Fahrzeugpapiere, Schlüssel und das Mobil selbst den Besitzer wechseln. Dann kann es getrost mit dem neuen Urlaubsgefährt(en) auf Reisen gehen. (ampnet/gp)

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